- Nach dem Ende des Vietnamkrieges begann Vietnam, den Kaffeeanbau wieder aufzubauen und zu rekultivieren, was schließlich zur zweitgrößten Kaffee-Exportnation der Welt führte.
- Die Kaffeekrise in der DDR in den späten 1970er Jahren löste sich durch den Import von Kaffee aus Vietnam, der im Tausch gegen Waffen und Kriegsgeräte stattfand.
- Vietnam hat eine eigene Kaffeekultur entwickelt, die sich von der europäischen stark unterscheidet.
Wer Vietnam und Kaffee nicht gleich in Zusammenhang bringt, ist wahrscheinlich entweder nach der Wiedervereinigung geboren oder in den alten Bundesländern aufgewachsen. Denn das Vietnam heute hinter Brasilien die Nummer 2 bei Kaffeeanbau und Export ist, dürfte in den neuen Bundesländern niemanden wirklich überraschen. Immerhin bezog die ehemalige DDR den größten Teil ihrer Kaffeeimporte aus dem sozialistischen Bruderland. Und der Kaffeehunger der Ostdeutschen war so groß, dass der Anbau in Vietnam erst einmal richtig in Schwung kam1.
Versorgungsengpässe im Westen, leere Regale im Osten
1976/77 kam es in Ost-Deutschland zur sogenannten Kaffeekrise. Der Marktpreis für Kaffee stieg aufgrund von Missernten in Brasilien derart an, dass selbst im Westen Versorgungsengpässe auftraten, in der DDR drohte sogar die Einstellung der gesamten Kaffeeproduktion.
Gleichzeitig hatte die Ölkrise den Erdölpreis in die Höhe getrieben, und da die DDR beides mit stets knappen Devisen begleichen musste, gab es in der DDR-Führung bereits Stimmen, man müsse sich eben zwischen Kaffee und Öl entscheiden.
Mit anderen Worten, man würde den Kaffeeimport einstellen müssen.
Kaffee aus Äthiopien half dem Politbüro damals noch einmal aus der Patsche. Im Ursprungsland des Kaffee war wenige Jahre zuvor eine sozialistische Regierung durch einen Militärputsch an die Macht gekommen. Der Kaffee aus dem neuen sozialistischen Bruderland war zwar für die DDR bezahlbar, reichte aber nicht aus, um den gesamten Bedarf der Bevölkerung zu decken. Deshalb wurde Kaffee mit Kaffeeersatz gestreckt oder gleich ein Kaffeeersatz verkauft.
Auf große Begeisterung stieß der Kaffeeersatz bei den Ostdeutschen allerdings nicht. Geschmacklich muss er wohl eine Katastrophe gewesen sein und selbst die Kaffeemaschinen streikten bei seiner Verwendung. Das enthaltene Eiweiß quoll oft so stark auf, dass es die Filter verstopfte.
Die DDR-Führung suchte also fieberhafter nach einem Ausweg, um die steigende Unzufriedenheit in der Bevölkerung zu dämpfen.
Kaffee als Wirtschaftsfaktor nach Ende des Vietnamkrieges
Zeitgleich begann sich Vietnam schleppend vom Ende des Vietnamkrieges 1975 zu erholen. Der Kaffeeanbau sollte eine zentrale Rolle dabei spielen.
Um 1850 hatten die Franzosen erstmals Kaffee nach Indochina gebracht, zuerst nur für den Eigenbedarf der französischen Kolonialisten. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts begann man auch Kaffee für den Import anzubauen. Eine große Rolle spielte der Kaffeeanbau aber weder für die Wirtschaft Indochinas selbst noch auf dem internationalen Kaffeemarkt.
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Die Gründe dafür lagen hauptsächlich in der unruhigen Vergangenheit des Landes. Der Vietnamkrieg stand nur am Ende vieler kriegerischen Auseinandersetzungen. Im 2. Weltkrieg hatten die Japaner Teile Indochinas besetzt und schon kurz darauf folgte der blutige Unabhängigkeitskrieg, der in einen Bürgerkrieg überging, welcher schließlich zum Vietnamkrieg wurde.
Nach dem Sieg des kommunistischen Nord-Vietnams erinnerten sich die neuen Machthaber allerdings an die alte Tradition des Kaffeeanbaus und begannen diesen Stück für Stück zu rekultivieren.
Gerade rechtzeitig für die DDR, die mit Vietnam eine besonders enge sozialistische Partnerschaft auf vielen Ebenen einging. Maßgeblich sollte dabei bald der Kaffeehandel gehören. Im Gegensatz zu den Devisen verlangenden anderen Herkunftsländern war Vietnam nämlich bereit, den Kaffee auch im Tausch mit Waffen und anderem Kriegsgerät abzugeben.
Die DDR-Kaffeekrise war gelöst, auch wenn die meisten Ostdeutschen Kaffee aus dem Westen gegenüber dem Ost-Kaffee immer noch den Vorzug gaben.
Ideale Anbaubedingungen für Kaffee
Mit 1,3 Millionen Tonnen jährlich2 ist der südostasiatische Staat inzwischen zum weltweit zweitgrößten Kaffeeproduzenten aufgestiegen. Das auf die Provinzen Dak Lat, Kontum, Gia Lai, Lam Duong und Buon me Thuot verteilte vietnamesische Hochland bietet ideale Bedingungen für den Kaffeeanbau und ist auch die Hauptanbauregion im Land.
Der Kaffee selbst wir überwiegend auf kleinen Kaffeefarmen angebaut, über 90% sind keine 500 Hektar groß. Das Kaffeegeschäft selbst liegt im noch immer sozialistischen Vietnam zu einem großen Teil in staatlicher Hand, aber auch hier nimmt die Privatwirtschaft immer mehr Raum ein. Prominentes Beispiel ist die Kaffeehauskette Highlands Coffee, die ihren eigenen Kaffee anbaut und röstet. Der Amerikaner mit vietnamesischen Wurzeln David Thai, hatte sie unter dem Eindruck des weltweiten Erfolgs von Starbucks gegründet.
Vietnam ist größter Robustaproduzent der Welt
Das weltweite Verhältnis zwischen Arabica- und Robusta-Kaffeesorten geht bekanntlich eindeutig zu Gunsten der Arabicabohnen aus. In weiten Teilen der Anbaugebiete in Zentral- und Südamerika wird sogar fast ausschließlich Arabica angebaut, in Vietnam jedoch ist es umgekehrt. Arabicakaffee ist hier die große Ausnahme, und in keinem anderen Land wird mehr Robustakaffee angebaut als hier.
Galt der Kaffee zu DDR-Zeiten noch als qualitativ verbesserungsfähig und wurde oft nur als Füllmaterial in Kaffeemischungen verwendet, hat sich die Kaffeekultur des Landes in den letzten Jahren radikal gewandelt. Vietnamesischer Kaffee stellt inzwischen vielfach unter Beweis, dass Robusta mehr sein kann als matt und holzig. Statt Füllmaterial in industriellen Röstungen, wird er immer häufiger zur gezielten Abrundung von Kaffeekreationen kleiner und mittelgroßer Kaffeeröstereien eingesetzt.
So zum Beispiel auch in unserem Marese Café Crema Ellpase. In dieser kräftigen Kaffeeröstung mit süßlicher Note haben mit 80% die Robustabohnen aus Vietnam eine klar Mehrheit gegenüber dem Arabicakaffee aus Brasilien und Honduras. Der besonders gut für die Zubereitung von Espresso geeignete Kaffee überzeugt als intensive Röstung mit Noten von heller Schokolade, Karamell und Nuss.
Vietnams lebendige Kaffeekultur
Auch in Vietnam selbst hat sich eine lebendige Kaffeekultur entwickelt. Sie ist reich an Kaffeespezialitäten, die so in Europa nicht zu finden ist. So zum Beispiel der Ca phe sua, ein Milchkaffee, der jedoch kalt und mit Kondensmilch zubereitet wird. Beides ist den hohen Temperaturen geschuldet. Während der kalte Kaffee erfrischt, ist die Kondensmilch aufgrund ihrer Haltbarkeit auch bei hohen Temperaturen in Vietnam sehr beliebt. Ein Sua chua ca phe wird ebenfalls gern getrunken, dabei handelt es sich, vereinfacht gesagt, um einen mit Joghurt übergossenen Kaffee.
Vielleicht am bekanntesten ist der Ca phe trung, der vielfach mit Egg Coffee, also Eier-Kaffee übersetzt wird.
Rezept für einen Ca phe trung
Zutaten
- 2 Eigelb
- 6 EL gezuckert Kondensmilch
- Doppelten Espresso
Zubereitung:
Bereiten Sie mit Ihrem Siebträger wie gewohnt einen doppelten Espresso zu. Wir empfehlen dazu unseren Marese Café Crema Ellpase als Grundlage.
Den Schaum für den Ca phe trung erhalten Sie, indem Sie die beiden Eigelb mit der gezuckerten Kondensmilch vermischen und mit dem Schneebesen so lange schlagen, bis er eine stabile schaumige Konsistenz hat.
1. https://www.kaffeetechnik-shop.de/Erichs-Kroenung-Die-DDR-Kaffeekrise-und-ihre-Folgen-fuer-Vietnam
2. https://vovworld.vn/de-DE/wirtschaft/vietnam-leitet-die-welt-an-kaffeeexport-105234.vov