Zusammenfassung: Mit dem Marese Bio Espresso macht ein noch eher klassischer Espresso zwar das Rennen, unter den Top 3 sind jedoch auch zwei reine Arabica-Röstungen. Die Welt des Espresso wird 2025 vielfältiger und lässt Klischees hinter sich.
Die Endergebnisse:
- Platz 1: Marese Bio Espresso: Überzeugt durch eine volle Tasse, mit guter Textur und angenehmen Abgang.
- Platz 2: Mee Kaffee Emilio: Ein vielseitiger Espresso, der auch bei anderen Zubereitungsmethoden überzeugen kann.
- Platz 3: Basilius Steppenwolf: Single Origin-Röstung aus brasilianischen Arabica-Kaffee, mit einem besonders rundem Gesamterlebnis im Geschmack.
- Platz 4: Mäder Espresso Italy: Ein klassischer Espresso aus der italienischen Schweiz, wie er auch aus Italien selbst stammen könnte.
Auch 2025 haben wir uns von KaffeeTechnik Seubert die Frage gestellt, welche Espressoröstung die Grundlage für den besten Espresso liefert. Dabei haben wir diesmal darauf verzichtet vorher zu definieren, was denn ein typischer Espresso ist. Auch aus diesem Grund finden sich in diesem Jahr auch gleich zwei reine Arabica-Röstungen in den Top Drei. Allerdings kann unser diesjähriger Gewinner dann doch durch einen Anteil an für Espresso oft als typisch geltenden Robusta punkten. Statt einer eigenen Definition haben wir uns also danach gerichtet, ob die Rösterei selbst den Kaffee unter dem Espresso-Label anbietet. Die primäre Zubereitungsmethode ist dabei natürlich die Siebträgermaschine. Denn obwohl mittlerweile auch gute Kaffeevollautomaten Espresso zubereiten können, gilt für Puristen noch immer der Grundsatz, echter Espresso stammt ausschließlich aus dem Siebträger. Unabhängig davon gibt es aber unter den getesteten Espressi, allen voran der Mee Kaffee Emilio, Röstungen, die auch mit anderen Zubereitungsmethoden eine interessante Tasse hervorbringen.
Platz 1: Marese Bio Espresso
Durch seine dunkle-intensive Röstung fordert der Marese Bio Espresso geradezu als Espresso zubereitet zu werden. In der Espressomischung wurden Kaffeebohnen von drei Kontinenten vereint. Alle natürlich unter den strengen Regel des Bio-Siegels gepflanzt und geerntet. Dabei wurde sorgfältig darauf geachtet jeweils jene Sorten aus den unterschiedlichen Regionen auszuwählen, für deren Qualität die jeweilige Region bekannt ist. So ist südamerikanischer Hochlandkaffee bei Kaffeeliebhabern zum Beispiel heute fast schon ein Synonym für Arabicakaffee. Für dessen 60%igen Anteil zeichnet sich allerdings nicht nur Kaffee aus Peru aus, sondern auch Kaffeebohnen aus dem Mutterland des Kaffees: Äthiopien.
Für die Intensität des Espressos sind aber auch die Bohnen aus Indien maßgeblich mitverantwortlich, die die restlichen 40% und damit Robusta-Anteil des Marese Bio Espresso stellen. Denn obwohl Indien für viele als Tee-Land abgehakt wurde, finden sich im Süden des Subkontinents Anbauregionen mit dem weltweit besten Robusta. Arabica und Robusta zusammen ergeben bei der Zubereitung mit dem Siebträger – und diese empfehlen wir ausdrücklich – eine runde volle Tasse, deren prägender Zartbitterschokoladen-Geschmack von süßen Karamell- und Noisette-Noten abgerundet wird.
Dieser Espresso ist durch und durch ein typischer Vertreter seiner Art, ohne dabei jedoch durchschnittlich zu erscheinen. Er sticht durch seine gut komponierte Zusammenstellung heraus, liefert eine locker-leichte Textur und bleibt auch im Abgang angenehm zurückhaltend, um nicht vom eigentlichen Geschmackserlebnis abzulenken.
Platz 2: Mee Kaffee Emilio
Die Arabica-Bohnen für diesen Espresso stammen von den Hängen des Chanchamayo im peruanischen Hochland. Auf seine Herkunft deutet auch der vollständige Name der Röstung von einer Familienrösterei an der fränkischen Saale hin: Mee Kaffee Emilio PanchMama Peru.
Trotz des 100%igen Arabica-Anteils ergibt diese dunkle Röstung eine espresso-typisches intensives Gesamtbild. Ein kräftiger Espresso, mit dem gewissen Etwas. Das kräftige Element wird im Geschmacksprofil vor allem durch die deutlich spürbare Schokoladenote repräsentiert. Abgerundet wird das Gesamtbild aber auch durch eine natürliche Fruchtigkeit der Arabica-Bohnen und Spuren von Mandeln, deren spezielle Süße ebenfalls dazu beiträgt den kräftigen Gesamteindruck abzurunden.
Der Emilio punktet allerdings nicht allein durch sein Aromen- und Geschmacksbild, sondern auch der Vielfalt der Zubereitungsmöglichkeiten. Mit dem Siebträger zubereitet bringt er einen kräftig-schokoladigen Espresso in die Tasse, der sich wiederrum auch sehr gut als Grundlage für weitere Kaffeespezialitäten eignet. Darüber hinaus lässt er sich aber auch für die Zubereitung in der French Press oder für die Filtermaschinen mahlen, wo er wo seine süßen, fast fruchtigen Elemente vielleicht nicht dominieren, aber doch eine größere Rolle spielen.
Platz 3: Basilius Steppenwolf
Der Steppenwolf aus der oberpfälzischen Basilius-Rösterei kommt für einen Espresso fast ein wenig untypisch daher. Die Arabica-Bohnen für den Single Origin stammen von einer Kaffeeplantage im Herzen des brasilianischen Kaffeeanbaus. Und auch die Röstung ist für einen Espresso mit 3 von 5 eher ungewöhnlich, wobei von einer hellen Röstung natürlich auch noch nicht gesprochen werden kann.
Die Röstung bringt einen vollen Körper in die Tasse, der durch seine Ausgewogenheit zu überzeugen wusste. Die Säure geht in dem durch und durch runden Erscheinungsbild geschmacklich quasi unter, und auch die für viele Espressoröstungen sonst typische bittere Note muss beim Steppenwolf mit der Lupe gesucht werden. Stattdessen bringen die Arabica-Bohnen eine erfrischende Fruchtigkeit mit, die von deutlichen Spuren an Haselnuss geerdet werden.
Das Ergebnis überzeugt als Espresso pur, bringt sich aber auch in die diversen Möglichkeiten an Kaffeespezialitäten ein. Auch bei der Zubereitung kann man bequem zwischen Kaffeevollautomat und Siebträger wählen, selbst gepresst – in einer klassischen French Press oder Aeropress – lässt sich damit noch ein recht guter Kaffee zubereiten. Freilich bevorzugen wir den Steppenwolf vor alle als Espresso, hier kommt sein bereits beschriebenes komplett abgerundetes Geschmackerlebnis besonders gut zur Geltung.
Platz 4: Mäder Espresso Italy
Schweizer Rostkultur veredelt zu einem italienischen Espresso, dafür steht der Mäder Espresso Italy. Die Rösterei Mäder ist zwar bekannt für ihren typisch Schweizerischen Röststil, doch jenseits des Schümli huldigen die Röster dort auch dem klassischen Espresso. Dafür spricht auch das 80/20 Verhältnis zwischen Arabica- und Robustabohnen, welches einen Espresso mit mildem Aroma, einer leichten, sehr feinen Säure und einer stabilen Crema in die Tasse bringt. Der Robusta-Anteil sorgt für die leichte Bitternote, die hervorragend mit dem Gesamtgeschmacksbild von dunkler Schokolade und Amaretto vereint wird.
Der Röster preist den nur in ganzen Bohnen verfügbaren Kaffee für Kaffeevollautomaten und Siebträger an. Wir würden allerdings stets empfehlen ihn mit dem Siebträger zuzubereiten, vor allem aber die doch recht dunkel geratene Röstung mit einer guten Espressomühle zu mahlen. Die Präzision von Edelstahlmahlwerken hilft dabei die Bohnen so espressofein zu zerkleinern, dass das milde Aroma perfekt durchschlagen kann. Keramikmahlwerke, so gut sie für andere Zwecke auch geeignet sind, hinken in diesem Fall ein kleines bisschen hinterher.
Überzeugt hat uns der Mäder Espresso Italy vor allem dann, wenn er für sich selbst stand. Als Espresso können wir ihn voll und ganz empfehlen, soll der Espresso aber als Grundlage für diverse Kaffeespezialitäten dienen, verliert sein prägender Geschmack hier und da doch stark.
Unser Fazit
Unser Espressotest 2025 zeigt, dass es nicht das perfekte Rezept für einen Espresso gibt, sondern das auch diese Kaffeespezialität von der Vielfalt unterschiedlicher Kaffeesorten lebt. Das heißt auch, dass der von vielen als Bedingung für einen echten Espresso angesehene Robusta-Anteil eben nicht immer vorhanden sein muss.
Der Marese Bio Espresso überzeugt mit kräftiger Schokoladennote und Bio-Qualität, während der Mee Kaffee Emilio mit seinem 100 % Arabica-Anteil eine elegante Süße mitbringt. Wer es milder mag, findet im Basilius Steppenwolf eine ausgewogene, nussig-fruchtige Alternative, während der Mäder Espresso Italy mit italienischer Röstkunst und stabiler Crema punktet. Und es gilt: Egal, für welche Röstung Sie sich entscheiden – mit einem hochwertigen Siebträger holen Sie das Beste aus jeder Bohne heraus!